Sonntag, 6. November 2011

8. Tag

Es heißt Abschied nehmen. Aber es fühlt sich auch stimmig an. Die Dauer war genau richtig für mein Empfinden. Heute feiern wir auf besonderen Wunsch der Klosterschwestern die Messe gemeinsam in der Klosterkapelle. Dafür entfällt dann die Laudes. Und was soll ich sagen? Ich hab sie heute Morgen für mich allein gebetet. Kann Stundengebet süchtig machen? Oder bin ich tatsächlich schon auf beunruhigende Weise auf dem Weg zur Heiligen? Aber im Alltag werde ich das nicht beibehalten, da bin ich mir sicher. Man muss ja nichts übertreiben. Allerdings bin ich mir schon sicher, dass ich wieder mal häufiger in die Kirche gehen werde.

Die Messe in der sehr schlichten und modernen Klosterkapelle ist sehr schön. Und wir haben Gelegenheit, endlich auch mal alle Schwestern zu sehen, die im Kloster leben. Es sind doch mehr als ich dachte, aber eben alles ältere Semester. Ich frage mich, wie es mit dem Haus weitergeht, wenn die Schwestern das nicht mehr stemmen können.

Beim Frühstück wird dann das Schweigen offiziell aufgehoben. Und sofort setzt ein Geschnatter ein, an das ich mich erst mal wieder gewöhnen muss. Aber dann entwickelt sich schnell ein anregendes Gespräch mit meinem Gegenüber, der Teilnehmerin, mit der ich mich schon am ersten Abend unterhalten hatte. Am Ende sind wir beim Du angelangt und beschließen, in Kontakt zu bleiben. So kann man also auch im Schweigen Bekanntschaften schließen.

Ich verlasse das Kloster mit nur leiser Wehmut. Die Zeit ist rum, es passt so. Aber als ich kurz darauf bei Aldi an der Kasse stehe, wird mir erst richtig bewusst, in welch unglaublich exotischer Parallelwelt ich da eine Woche verbracht habe. Es scheint mir, als wäre ich in einem anderen Universum gewesen.

Als ich mittags meine Mutter besuche, ist sie von zig Alltagsdingen so gestresst und genervt, dass sie keinen Kopf hat, mich mehr als nur flüchtig zu begrüßen. Ich lege mich erst mal aufs Sofa, schalte den ipod ein und höre Taizé-Lieder. Ich bin dann mal weg…

Vater, lass die Quelle, die ich hier vom Sand und Geröll des Alltags befreit und gereinigt habe, weiterhin sprudeln und lass mich in der Welt dein Licht zum Leuchten bringen.

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